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Liebe, List und Leidenschaft 2010

Stückbeschreibung «Liebe, List und Leidenschaft»

Stück

Liebe, List und Leidenschaft

Es ist schon schwer bei der Anzahl der Stücke, die Goldoni getextet hat, immer den Überblick zu bewahren.  Die Figuren haben ähnliche oder  gleiche Namen; die Konstellationen im einen Stück finden sich in späteren wieder und so weiter. Kommt erschwerend hinzu, dass die Originalfassung in venezianischem Dialekt verfasst wurde, welcher den Italienern auch heute noch schwer verständlich erscheint und – ähnlich dem Rätoromanischen -nach Übersetzungsmöglichkeiten sucht. Dies spiegelt sich auch in den Titeln wieder, denn jeder Übersetzer schien den treffenderen Titel gefunden zu haben, was dazu führte, dass ein und dasselbe Stück unter diversen Überschriften einen Platz in der Literatur gefunden hat. Unser Stück wurde und wird mit «Liebe macht erfinderisch» angekündigt und mutierte in der Übersetzung zu «Liebe, List und Leidenschaft». Es  ist von der Namensgebung der Akteure her noch mit  der commedia dell‘ arte verbunden, von der Charakterisierung der Figuren jedoch bereits bei Goldoni’s Auffassung des teatro comico angekommen.  Modern übersetzt in direkter Sprache bot sich auch eine Dialektfassung an; aus dem Venezianischen ins Italienische, ins Hochdeutsche, dann wieder zurück in den schweizerdeutschen Dialekt. Verfasst und eingerichtet von Margrit Meier.

Um was geht es? Um Liebe in allen Facetten, um Liebesleid und Liebeslust, um Rachegelüste und Spielgelüste, um Missverständnisse und Einver-ständnisse, also um alles was zu einem unterhaltsamen Theaterstück gehören muss.

Inszenierung

Einige Worte…

Wir setzen mit unseren Ideen bei der Inszenierung auf die Vereinbarung von der Wechselwirkung des Machens und Zuschauens.  Es braucht dazu nur die Bereitschaft, sich einzulassen auf das, was Theater von allem anderen nach wie vor unterscheidet; das Gefühl unmittelbar dabei zu sein.

So wollen wir von Sein und Schein berichten, von Anspruch und Wirklichkeit.  Das Venedig von Goldoni war durch Staatsbankrott und Über-die-Verhältnisse-leben gekennzeichnet. – Und heute? Unser Finanz- und Wirtschaftssystem kollabiert gerade, dennoch ist die Gier nach mehr unermesslich.

Was beiden Gesellschaften gemein ist; man feiert  trotz alledem auf hohem Niveau,  konsumiert und vergnügt  sich auf grandiosen Festen. Man lässt sich feiern, will gesehen und wahrgenommen werden.

So ist unser Spielort ein Ort des Wohlstandes, eine grosse Veranda zur feudalen Prunkvilla. Der Blick hinter die Fassade ist brüchig. Menschliche Unzulänglichkeiten treiben ungeahnte Blüten. Die Protagonisten spielen im Hier und Heute. Wie Figuren der heutigen Regenbogenpresse zeigen sie nicht selten komische Erscheinungsformen; übertrieben, bunt, schrill und laut. Auffallen um jeden Preis.  Ideale Theatergeschichten, basierend auf realen Zuständen, übertrieben, überzogen, karikiert, zur Unterhaltung frei gegeben.

Die Betrachtung von Angewohnheiten,  Unzulänglichkeiten ja gar Fettnäpfen einer Gesellschaft, macht Spass; folgt einem Bedürfnis und lässt uns einen Theaterabend erleben, der viel mit uns zu tun haben könnte, nicht zwingend zwar, da wir uns als Betrachter fühlen, aber  durchaus interessiert, da es vielleicht unseren Nachbarn betrifft. Ein Spiegelbild unserer eigenen Sehnsüchte und trotzdem mit einem festen Bein in der realen Welt.

Autor

Carlo Goldoni

Carlo Goldoni wurde 1707 als Sohn eines Mediziners in Venedig geboren. Jurastudium in Pavia und Modena. Bis 1748 arbeitete er als Advokat, bevor er sich dann einer venezianischen Theatertruppe anschloss, um hauptberuflich als Theaterschriftsteller in Venedig, Parma, Rom und ab 1759 wieder in Venedig mehr als 150 Stücke, musikalische Farcen und Libretti zu verfassen.

Er brach mit dem Stil der commedia dell’ arte und versuchte seine eigene Theaterauffassung vom teatro comico nach dem Vorbild Machiavellis und Molières durchzusetzen. An Stelle der Stegreifkomödie mit ihren festgelegten Formen, die in Goldonis Augen keine Vertiefung der einzelnen Charaktere zuliessen, ihm zu oberflächlich und willkürlich schienen sollte die Charakter- und Sittenkomödie treten, mit der er wahrheitsgetreu das Leben des einfachen italienischen Menschen, mit all seinen Fehlern und Tugenden, die alltägliche Wirklichkeit zeigen wollte. Goldoni wurde zum Erneuerer der italienischen Komödie und zum Wegbereiter des neuen italienischen Theaters schlechthin.

1762 übersiedelte er nach Paris, wo er erfolgreich Stücke in französischer Sprache verfasste und 1788 auch seine Lebenserinnerungen «Mein Leben, mein Theater» schrieb. Infolge der französischen Revolution verlor Goldoni seine bescheidene Pension und starb am 1793, halb erblindet und in grosser Armut, in Paris.

Regie

Helmut Jaekel

Treibt sich nun seit über 30 Jahren an und auf  grossen und kleinen, hohen, breiten, schmalen und tiefen, überdachten und freien Bühnen herum, die vorgeben, zumindest tun das die Bretter, die „Welt“ zu bedeuten.

Voraus gegangen waren natürlich – schon der Ordnung und der zahlenden Eltern wegen – eine Ausbildung zum Schauspieler sowie ein Studium der Theaterwissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte, bevor dann das unstete Nomadenleben beginnen konnte.

Die Reise startete in Düsseldorf, Köln, München, ging über Ingolstadt, Würzburg, Stuttgart, Hanau, Bern, St. Gallen, Zürich, um nur die wichtigsten Stationen zu nennen. Aus Spiel wurden auch Regie,  Musik und diverse schreibende Ausflüge ins Prosaische. Und so  füllt sich auch heute noch die Zeit mit vielen unterschiedlichen und doch verwandten Aufgaben. Inzwischen sesshaft geworden, findet das Leben etwas „entschleunigt“ statt, in grüner Umgebung, mit Frau und Kind und einigem Getier, mit Blick auf schöne, zurückliegende Erfahrungen und viele kreative, neu zu entdeckende Momente.

Bühnenbild

Gustav Streich

Tempo – Leichtigkeit – Italianita
Kalthaus, Warmhaus, Lichthaus, Spielhaus, Theaterhaus

Dieses Gewächshaus bietet wunderbare Möglichkeiten, die Leichtigkeit  von Goldonis Welt mit der Luftigkeit dieses Raumes zu verbinden. Eine spannende Aufgabe für den Bühnenbildner. Mit einem transparenten Hintergrund will ich diese Luftigkeit erhalten. Die Spieler können mit flexiblen Elementen immer wieder neue Räume gestalten. Das Spiel bleibt temporeich und kann ohne Unterbruch gespielt werden. Mit den leicht erotischen Bildern auf den Paravent-Elementen versuche ich, den Gefühlen von Liebe und Leidenschaft in dieser Geschichte gerecht zu werden. Das Bühnenbild ist ein Teil des Spiels. Gelingt es mir, dass damit auch etwas von Goldonis Italianità auf die ZuschauerInnen überspringt – bin ich sehr zufrieden.

Kostüme

Judith Kolb

Judith Kolb ist freischaffende Kostümbildnerin und Modedesignerin. Sie entwirft und fertigt Kostüme und Kleider vorwiegend für Theater, AuftraggeberInnen aus dem Textilgewerbe und für Private. «Beim Theater gefällt mir die Arbeit innerhalb eines Gesamtkonzeptes. Die Aussage eines  Stückes, sowie Wirkung und Charakter der verschiedenen Figuren, durch Form, Farbe und Eigenschaften der einzelnen Kostüme zu unterstützen, fesselt mich – jedoch nur so stark, dass ich noch selber mit Nadel und Faden an den einzelnen Kreationen tätig sein kann. Ich freue mich sehr, ein zweites Mal beim Volkstheater Wädenswil das Kostümkonzept zu realisieren».

Mitwirkende auf der Bühne

Dottore, Antwalt in Bologna Peter Weber
Florindo, ältester Sohn – ewiger Student Martin Laubscher
Ottavio, zweitältester Sohn – Glücksspieler Stefan Marthaler
Diana, sehr junge Tochter Elin Fredriksson
Rosaura, ehemalige Geliebte Florindos Luzia Hitz
Isabella, Geliebte Florindos Simone Fröbel
Beatrice, verheiratet mit Ottavio Christina Klein
Arlecchino, Diener beim Dottore Ueli Schlatter
Lelio, arbeitsloser Schauspieler Markus Huber
Momolo, junger Student Ivan Hilfiker
Florentina, Küchenfee im Hause des Dottore Heidi Diggelmann
Flavia, Hausmädchen im Hause des Dottore Iris Wolf
Florinda, Stubenmädchen im Hause des Dottore Martina Hitz

Das Theaterteam

Regie Helmut Jaekel
Bühnenbild Gustav Streich
Kostüme Judith Kolb
Bühnenbau Peter Frey, Sepp Hilfiker, Matthias Lindenmann, Ruedi Meier, Walter Streuli, Ernst Wassmer
Kostümassistenz Franziska Lehmann
Licht Hannes Brändli, Luzia Bertschinger, Natalie Gut
Maske Irene Boser,Ursula Gees, Andrea Schirmer, Cecilia Sidler, Natalie Venter, Marianne Weber
Presse/Werbung Fabian Röthlisberger, Peter Weber
Produktionsleitung/Regieassistenz Claudia Albrecht, Barbara Kupper
Vorverkauf/Abendkasse/
Parkdienst/Platzanweisung
Petra Bauer, Carla Billeter, Kurt Billeter, Renate Bossard, Esther Brand, Walter Brändli, Ursula Gees, Doris Greutert, Christine Haab, Rosmarie Hauser, Beat Klein, Roman Klein, Barbara Kupper, Franziska Lehmann, Matthias Lindenmann, Ottilie Luchsinger, Ambros Mächler, Monika Mächler, Marianne Marthaler, Ruedi Meier, Ruth Schuler, Walter Streuli, Martina Weiss, Adolf Zellweger, Gabriela Zollinger, Peter Zwygart